MIT FARBEN RADIEREN

Um Farbradierungen herzustellen, nimmt man zwei oder drei Platten. Auf jeder Platte werden verschiedene Teile des Bildes gezeichnet und mit diversen Farben eingefärbt. Das Papier geht vorwärts und rückwärts durch die Walzen, jedesmal mit einer anderen Platte. Wenn der Druck trocken ist, kann es manchmal notwendig sein, von Hand mit Wasserfarben ein wenig nachzuhelfen..

Ich persönlich fange immer mit drei identischen Stahlplatten an. Zuerst wird die Fläche der ersten Platte mit einer Mischung aus weißer Farbe und verdünntem Ammoniak entfettet. Die Platte wird erhitzt und, mit Hilfe einer Rolle, mit einer Schicht aus säurebeständigem harten Wachs versehen. Um die Zeichnung leichter erkennen zu können, wird das Wachs mit Ruß geschwärzt, indem man die Platte über eine Flamme hält. Daraufhin zeigen sich die Einritzungen als Silberlinien auf einem schwarzen Hintergrund. Diese Silberlinien werden schließlich schwarz drucken. Die Zeichnung ist also wie das Negativ eines Schwarzweißfilms.

Nachdem die Platte fertiggezeichnet ist, wird die Platte in Salpetersäure getaucht und einige Minuten lang geätzt und dann wieder herausgenommen. Teile der Zeichnung werden mit einem säurebeständigen Sperrlack bedeckt und dann wieder eingetaucht, um die freien Teile noch etwas weiter zu ätzen. Nach einer Weile wird die Platte wieder herausgenommen und weitere Teile der Zeichnung mit Lack gesperrt. Dieses Vorgang wird immer wieder durchgeführt, bis die Platte mit verschiedenen Tiefen geätzt wird, so daß im Druck manche Teile der Zeichnung dunkler als andere erscheinen. Diese erste Platte nennt man die Schlüsselplatte, da sie alle Details der Zeichnung enthält. Die Platten mit den anderen Farben müssen mit ihr übereinstimmen.

Nachdem die säurebeständige Schicht von der Platte entfernt wurde, kann der Druckvorgang beginnen. Die mit Tusche eingefärbte Schlüsselplatte wird zusammen mit dem nassen Papier durch die Walzen gerollt, wobei ein Papierende immer zwischen den Walzen bleibt. Ausrichtungsblöcke werden entlang der zwei Seiten der Platte gelegt, um die neue leere Platte genau plazieren zu können. Die Blöcke werden entfernt und der nasse Druck genau über die neue Platte positioniert. Beide rollen durch die Walzen, wobei ein Abbild vom Papier auf die Platte transferiert wird. Dadurch erkennt man die verschiedenen Elemente der Schlüsselplatte auf der leeren Platte. Dieser Vorgang wird schließlich auch mit der dritten Platte wiederholt.

Ich benutze immer Stahlplatten anstatt Kupfer- oder Zinkplatten, weil diese auf größeren geätzten Flächen eine gewisse körnige Oberfläche hinterlassen, welche die Tusche wunderbar behält. Um sehr weiche Farbabstufungseffekte zu bekommen, kann man die Platte mit Stahlwolle und Schmirgelpapier polieren oder sogar kratzen. (Es ist auch möglich, diesen Effekt auf Kupfer- oder Zinkplatten zu erzielen, nur muß man erstens die Plattenflächen mit Aquatinta behandeln, bevor sie in Säure getaucht wird). Die drei Platten werden bearbeitet und nochmals bearbeitet. Manche Teile werden korrigiert oder sogar entfernt. Vor dem endgültigen Bild werden Probedrucke hergestellt, um die Arbeit in ihren verschiedenen Stadien zu überprüfen.

Wenn ich mit meiner Arbeit auf den drei fertiggestellten Platten zufrieden bin, kann ich damit anfangen, die Auflage abzudrucken. Zwischen dem Einfärben der Platte mit Tusche und dem gesamten Druckvorgang hat man circa 45 Minuten Zeit. Deshalb muß man beim Einfärben mit aller Sorgfalt vorgehen. Die Platte mit den Schilfrohren und Fischen wird mit zwei Farben, grün und purpur, versehen. Die zweite Platte wird ebenfalls mit zwei Farben versehen, blau für die Vögel und grün-blau für das Wasser. Zum Schluß wird die Schlüsselplatte eingefärbt - mit Sepia.

Die Schilfrohr und Fischplatte wird als erste abgedruckt. Wie schon erzählt, wird das Papier abgezogen, ein Papierende bleibt jedoch zwischen den Rollen. Die Platte wird entfernt und die zweite daraufgelegt, genau markiert von den Ausrichtungsblöcken. Die Schlüsselplatte wird immer als letzte abgedruckt, weil sie doch sämtliche Einzelheiten der Zeichnung enthält und das Bild zusammenbringt. Durch dieses Überdrucken erhält man auch noch zusätzliche Farbwerte.

Nachdem die fünf Farben gedruckt worden sind, legt man den Druck zwischen säurefreie Löschpapier- und Seidenpapierschichten. Es dauert zwei bis drei Tage, um den Druck zu trocknen. Zum Schluss wird der Himmel mit gelber Wasserfarbe und die Vogelbeine mit Orangefarbe mit der Hand nachgezeichnet.

Mark Millmore R.E.


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